Donnerstag, 01. Juli 2021
Grußworte Juli 2021
Liebe Leserin, liebe Leser,
im Himmel mag himmlische Ruhe herrschen, für einige Bewohner*innen jedoch nicht der wohlverdiente Ruhestand. Ich meine die vielen Heiligen, die als Schutzpatron*in für bestimmte Berufsgruppen, für bestimmte Krankheiten oder andere Wechselfälle des Lebens um Beistand und Hilfe angerufen werden können.
Sommer, dies bedeutet für viele: Baden, Grillen, kühle Getränke und natürlich Eis. Eisgenuss gehört einfach zur Sommerzeit. Dabei hat jede und jeder seine Vorlieben. Klassische Sorten oder etwas Ausgefallenes, im Becher oder in der Waffeltüte, einen Eisbecher mit oder ohne Sahne, Eis im Sekt oder im Kaffee. Sie haben sicher Ihre bevorzugte Eisdiele und können herrlich über die Vorzüge und die Meisterschaft Ihres ‚Gelatiere‘ ins Schwärmen kommen. Eis ist nicht nur eine wirkliche Kunst, sondern auch ein himmlischer Genuss.
So glaubte ich, dass es sicher einen Schutzpatron für Gelatieri gibt. Ich begab mich also auf Internet-Recherche. Unzählige Seiten habe ich besucht und keinen Eintrag gefunden. Kann es möglich sein, dass etwas so Himmlisches vergessen werden konnte? Vielleicht kann mir ein Blick in die Geschichte helfen, dachte ich und machte mich über den Ursprung der Gelatieri kundig.
Ich zog Peter Peter, Kulturgeschichte der italienischen Küche (Verlag C. H. Beck, München, 2. Aufl. 2007) zurate. Die meisten deutschen Eisdielen, so stand da zu lesen, werden von Italienern als Familienbetrieb geführt. Die überwiegende Mehrzahl stammt aus den Dolomiten. Von dort, besonders aus den beiden Tälern Zoldo und Cadore, kam das Speiseeis im 19. Jahrhundert nach Europa. Nicht Abenteuerlust, sondern wirtschaftliche Not und Arbeitslosigkeit zwangen viele Familienväter dazu, in den Sommermonaten Speiseeis zu verkaufen. Ausgangspunkt sei Wien gewesen, da beide Täler zum Einflussbereich der Habsburger gehörten. Um die Jahrhundertwende erreichten sie auch das Ruhrgebiet, da dort viele Italiener im Straßen-, Brücken - oder Bergbau tätig waren.
Da sich kein unmittelbarer Schutzheiliger finden lässt, dachte ich, könnte vielleicht der Patron der Herkunftsregion sein schützendes Auge auf diese Künstler werfen. Beide Täler gehören zur Region Venetien, deren Hauptstadt Venedig ist. Daher wird der Hl. Markus als Schutzpatron dieser Region verstanden. So sehr ich mich auch freute, aber in sein übliches Tun als Schutzpatron ließ sich diese Aufgabe schwerlich einordnen. Blieb noch eine weitere Möglichkeit. Welche Patrone haben die Habsburger oder die Stadt Wien? Wien hat den Hl. Leopold und die Habsburger berufen sich auf den Hl. Josef. Ein kurzer Blick in ihre ‚Aufsichtsbereiche‘ ließ mich gleichfalls ratlos zurück.
Eine so köstliche Erfindung, ein solch himmlischer Genuss, solch wahre Künstler*innen und niemand, dessen himmlisches Auge auf ihrem Tun ruht und wohlwollend in die unzähligen glücklichen und verzückten Gesichter blickt? Ich kann mir dies nur so erklären. In seiner großen Güte wird Gott selbst diese Angelegenheit wohl zur ‚Chefsache‘ erhoben haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass er seiner Kirche nicht schon längst einen Schutzpatron oder eine -patronin zugeflüstert hat.
Wie immer Sie Ihren Sommer genießen, welche Erfrischung Sie sich in den heißen Tagen auch immer gönnen, sollten Sie zu einem Eis greifen, denken und danken Sie zunächst dem Künstler, der Künstlerin, die es geschaffen hat. Ihren zweiten Gedanken dürfen Sie gerne an Gott selbst richten. Fühlen Sie sich von ihm angeschaut und lassen Sie sich von seiner Freude darüber erfüllen, dass mit seiner diskreten Hilfe Ihnen himmlischer Genuss an den Gaben seiner Schöpfung geschenkt wird.
Ich wünsche Ihnen gemeinsam mit dem Pastoralteam, Gemeindereferentin Frau Sabrina Lingenfelder-Faber und Herrn Pfarrer Michael Baldauf, den Sekretärinnen, Frau Christine Kapper und Frau Benita Vogel, in der Verwaltung Frau Martina Ulrich, viele unvergessene himmlische Momente und Genüsse.
Mit den herzlichsten Wünschen
Markus Hary
Pfarrer





